Interview

Kleine Zeitung – 25.01.2020: „Wir werden nicht stumm zuschauen, während unsere Religionsfreiheit stetig eingeschränkt wird.“

Zeitungsartikel vom 25. Jänner 2020 der Kleinen Zeitung zum Thema Moschee

Mahdi Mekic, Obmann der großen Grazer Moscheegemeinde, wehrt sich gegen Salafismus-Vorwürfe. Der Diskussionsabend in der Moschee bringt viele Antworten, aber nur wenig Transparenz in der Frage der Finanzierung.

Artikel: Von Gerald Winter-Pölsler – Kleine Zeitung (25.01.2020)

„Es reicht“, sagt Mahdi Mekic. Der Obmann der großen Moscheegemeinde hat gestern zu einem Informations- und Diskussionsabend in die Moschee in die Laubgasse geladen, um sich gegen Salafismus-Vorwürfe zu wehren und „Klartext zu sprechen“.

Der ehemalige Dschihadist Irfan Peci hatte ja schwere Anschuldigungen gegen die Moschee veröffentlicht: Mehrere radikale Prediger seien dort zu Gast gewesen, auch die Finanzierung für den Bau der Moschee aus dem Ausland sei zu hinterfragen. Eine Einschätzung, die auch in Polizeikreisen geteilt wird.

Grazer Moschee-Obmann versucht, Salafismus-Vorwürfe auszuräumen

Das war die Ausgangslage für die Diskussion Freitagabend. „Wir müssen uns diesen Fragen und Vorwürfen offen stellen, weil sie ja immer wieder kommen“, so Mekic. Und auch, weil die Moscheegemeinde beziehungsweise „unsere Kooperationspartner“ unter Druck kommen, wie Mekic erzählt. Einladungen seien wieder zurückgenommen worden, Vertreter der Gemeinde müssten sich zunehmend rechtfertigen. Deshalb wolle er erklären, wofür die bosnische Moschee in Graz steht – und wofür nicht. Mekic: „Wir werden nicht stumm zuschauen, während unsere Religionsfreiheit stetig eingeschränkt wird.“

Also „Klartext“: „Staatsfeindliche Haltungen haben bei uns keinen Platz“, sagt Mekic. Gewaltaufrufe, Hass und Hetze ebenso nicht. Stattdessen werde die freie Meinungsäußerung, Integration, der respektvolle Umgang, die Selbstbestimmung und Solidarität gefördert. „Wir lieben und schätzen unser Österreich, wie es ist“, so Mekic.

Kleine Gegendemo vor der Moschee

In der anschließenden Diskussion meldeten sich auch junge Männer einer rechten Gruppe zu Wort, die zuvor eine kleine Gegendemo vor der Moschee veranstaltet hatten. Warum in der Moschee Platz für radikale Prediger sei? Mekic Antwort fiel eher allgemein aus: „Wir laden niemanden ein, der gegen unsere Grundsätze verstößt.“

Wenn Eltern ein kleines Mädchen mit Kopftuch zur Moschee bringen und jemand will das verbieten, sind wir mit der Familie solidarisch. (Mahdi Mekic)

Davor schon versuchte Mekic klarzumachen, dass religiöser Konservatismus nicht ein Problem, sondern Teil der Lösung sei. „Religiöser Konservatismus führt nicht zur Radikalisierung und Gewaltbereitschaft. Kinder aus religiösen Familien sind sehr gut gegen Radikalismus gewappnet.“ Daher gäbe es keinen Grund, sich zu fürchten, wenn Kinder zum Koranunterricht kommen.

Warum tragen viele kleine Mädchen Kopftuch?

Apropos Kinder: Auch die Tatsache, dass in der Moschee viele kleine Mädchen ein Kopftuch tragen, wird thematisiert. Mekic kontert da mit dem Hinweis auf „freier Religionsausübung“. Kein Mädchen müsse ein Kopftuch tragen, „aber wenn Eltern ein kleines Mädchen mit Kopftuch zur Moschee bringen und jemand will das verbieten, sind wir mit der Familie solidarisch“.

Und überhaupt: Wer definiert, wo die Grenze zwischen konservativ und liberal verlaufe? „Wir haben kein Problem, wenn muslimische Feministinnen ihre Meinung bei uns vertreten; aber auch nicht, wenn religiös Konservative es tun.“

Die Frage der Finanzierung der Moschee bleibt weiter offen

Auch die Frage, wie sich die Moschee finanziert, wurde gestellt, weil es immer wieder Großspenden aus dem arabischen Raum gibt. Die Antwort brachte nur bedingt Transparenz. Wichtig für Mekic: „Den laufenden Betrieb trägt zu hundert Prozent die Gemeinde selbst.“ Spenden aus dem Ausland kommen nur für den Bau der Moschee selbst. „Die größte Spende beträgt nur vier Prozent der gesamten Baukosten“, versuchte er das Thema zu relativieren. Wer die Großspender sind, ist aber weiter offen.

Unterm Strich verlief der Abend trotz kritischer Fragen konstruktiv. Überwogen haben ohnehin solidarische Wortmeldungen. Am meisten Applaus bekam eine junge Frau mit Kopftuch, die in der Moscheegemeinde aufgewachsen ist. „Ich bin Sozialpädagogin, Mutter zweier Kinder, Feministin und, ja, Patriotin. Vielleicht sogar mehr als jene, die sich das immer groß auf ihre Fahnen schreiben.“

Vortrag und Seminar zum Thema „Brennpunkt Islam“

Spannendes Seminar dieses Wochenende bei uns im Islamischen Kulturzentrum Graz mit Dr. Wolfgang Bauer….

Zur Person: Dr. Wolfgang Bauer promovierte an der Universität Wien in Islamwissenschaft (Arabistik). Er lehrt unterschiedliche islamisch-theologische Fächer am Institut für Islamische Religion (IRPA) an der KPH-Wien/Krems und am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück. Er forscht mit Schwerpunkt in usul al-fiqh (Islamische Quellen- und Methodenlehre) und ist Autor mehrerer islamisch theologischer Schriften.

Vernetzungstreffen

Liebe Vereinsmitglieder, Geschwister und Freunde!

Am Montag, 26.09.2016, wurde im Islamsichen Kulturzentrum Graz ein Vernetzungstreffen mit den Stadtinstitutionen sowie unabhängigen Organisationen veranstaltet. Bei diesem Vernetzungstreffen wurde das Projekt I-Connect vorgestellt, bei welchem das Islamische Kulturzentrum Graz mit 2 Koordinatorinnen ebenfalls mitwirkt (Emina Dautovic und Maisa Pargan).

 

I-Connect ist ein Projekt welches sich zum Ziel genommen hat, die Koordination zwischen Migrantenvereinen und verschiedenen Organisationen, im Bereich Bildung, zu ermöglichen. Als Brücke zwischen Bildung und den Migranten versucht dieses Projekt einerseits den Migranten eine Weiterbildung zu ermöglichen und andererseits das Interesse bei den Migranten zum Thema Bildung zu wecken.

 

Die Veranstaltung wurde mit einigen Begrüßungsworten im Namen des Islamischen Kulturzentrums Graz, von Herrn Aldin Bektas, eröffnet. Folgende Personen waren anwesend:

 

Organisatorin Frau Peinhaupt – Verein NOWA

Suborganisatorin Dr. Stoppacher – Verein IFA

Suborganisatorin Frau Taberhofer – Verein GEFAS

 

Teilnehmer:

 

Mag. Roswitha Müller – Leitung Integrationsreferat

Anna Thaller – Direktorin Bildungshaus Schloss St. Martin

Dr. med. Werner Sauseng – Stadt-Graz Ärztliche Leitung

Dr. Michaela Haller – Volkshochschule, Verein ISOP, Verein MAFALDA, Bildungsnetzwerk Steiermark

Frau Mag. Kozak – Jugend am Werk

Frau Fink – Katholisches Bildungswerk

Frau Vogrin – Sozialministeriumservice

sowie Koordinatoren für die Bildung in verschiedenen Migrantenvereinen (türkisch, iranisch, afrikanisch, arabisch)

 

Erfreulicherweise wurde am Ende des Seminars eine weitere Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen vereinbart.

Stellungnahme zum Interview vom Herrn Mag. Gaisch in der Kleinen Zeitung:

Bezug nehmend auf das Interview in der Ausgabe der Kleinen Zeitung G7 vom 13. November 2011, möchte ich, im Namen der Muslimischen Gemeinschaft Steiermark – Kultur Kreis der Muslime, folgendes klarstellen:

Wir sind sehr glücklich darüber, dass Herr Mag. Gaisch, als Grazer Polizeidirektor bemerkt hat, dass der Großteil, der in Graz lebenden Muslime, ein geordnetes und rechtschaffenes Leben führt.

Wir sind auch sehr glücklich, dass der Polizeidirektor bemerkt hat, dass die Zahl der Träger der Dschihad-Fahne sehr klein ist (es gab einen einzigen Vorfall und dieser wird seit 2 Jahren ständig zitiert). Nicht einmal 0,1% der 20.000 in Graz lebenden Muslime werden von den Sicherheitsbehörden als „Problematisch“ angesehen.

Da die Finanzierung des Islamischen Kulturzentrums Graz kein Geheimnis ist, haben wir eine  Spendertafel aufgestellt, auf der die Personen bzw. die Institutionen, welche bis jetzt mehr als fünfhundert (500) Euro für das Islamische Kulturzentrum gespendet haben, aufgelistet sind. Die Spendertafel befindet sich vor dem Haupteingang unseres jetzigen Gebetshauses in der Hans-Groß-Gasse 13, 8055 Graz, und ist für alle zugänglich. Wir werden diese Art von Transparenz bis zum Ende unseres Projektes beibehalten.

Dennoch komme ich nicht herum Herrn Mag. Gaisch, bei allem nötigen Respekt, zu sagen, dass er weder in der Lage ist, noch die nötigen Informationen hat, um über die finanziellen Möglichkeiten der Grazer Muslime zu urteilen, denn er unterschätzt offensichtlich welche Bedeutung das zukünftige Islamische Kulturzentrum für die Grazer Muslime hat.

Wir möchten klar stellen, dass innerhalb von ca. 18 Monaten die Grazer Muslime ca. 10% der benötigten Gesamtsumme für den Bau des Islamischen Kulturzentrum Graz bereits gespendet haben. Und unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Unterstützung für unser Projekt immer grösser wird, denn es ist mehr als nur Prestige für alle Grazer Muslime, weil es ein Teil unseres Glaubens ist.

Weiters möchten wir aufmerksam machen, dass viele der Grazer Muslime schon Eigentümer von verschiedenen Liegenschaften in Graz sind (Wohnungen, Häuser, Geschäftslokale usw.). Es ist also nicht unüblich, dass eine „normale“ Familie es schafft sich Eigentum in der Höhe von € 100.000-200.000 für eine Wohnung oder ein Haus zu erwirtschaften. Das heißt, dass nur ca. 80 dieser Familien unsere Moschee und das Kulturzentrum finanzieren könnten!

Unser Verein allein hat mehr als 800 Familien als Mitglieder und zahlreiche muslimische Familien, denen das Islamische Kulturzentrum zu Gute kommen wird, leben in unserer Stadt.

Also wegen der Finanzierung unseres Projektes haben wir keine Sorgen.

Was uns sehr bedenklich macht ist folgende Aussage:

„ … Es kommt ein anderes Kulturgut rein, das wird größer. Das ist nicht unmittelbar gefährlich. Aber wenn die Politik hier nicht gegensteuert,  halte ich es für gefährlich für unser Demokratieverständnis.

Sie werden ja auch sukzessive in die politischen Vertretungen kommen, in den Gemeinderat und in den Landtag.“

Aber unsere Religion und unser Kulturgut (zu denen übrigens Dinge wie das arabische Zahlensystem, das Akkordeon, der Kaffee oder Cevapcici, gehören etc.) als solches als gefährlich zu bezeichnen ist für uns erschreckend.

Laut Politik versucht man Alles um Parallelgesellschaften zu verhindern. Wenn wir ein Projekt realisieren möchten, mit Hilfe dessen Grazer Muslime besser in die Gesellschaft integriert werden sollen (sei es durch Deutschkurse oder zukünftigen Religionsunterricht und Predigten auf Deutsch) und jedem die Möglichkeit gegeben wird zu sehen und zu hören was bei uns geschieht, bezeichnet ein Polizeidirektor so etwas als problematisch bzw. als Gefahr.

Und gefährlich sei auch das Fakt, dass zukünftige Generationen der muslimischen Kinder vielleicht im Gemeinderat oder Landtag sitzen werden. Solche Aussagen sind sehr gefährlich und diskriminierend.

Wir wissen nicht, ob sich Mag. Gaisch bewusst ist, dass mit Frau Dr. Kanik-Richter seit acht Jahren eine Muslimin Grazer Gemeinderätin ist.

Wir fragen uns daher, wozu solche Aussagen, von Persönlichkeiten in Positionen wie der des Herrn Mag. Gaisch, bei den Muslimen führen. Genau dazu, dass sie sich hier nicht heimisch fühlen, da sie es tagtäglich zu hören bekommen, dass es egal ist wie lange sie in Österreich sind und egal wie gut sie sich integriert haben und wie viel sie in Wissenschaft, Forschung und als SteuerzahlerInnen zum Wohl von Österreich beitragen, sie immer als Gefahr für das „Demokratieverständnis“ angesehen werden.

Wie können wir uns hier sicher fühlen, wenn sogar ein Polizeidirektor solche Aussagen in Medien verbreitet?

Anstatt, dass wir alle von der Kulturvielfalt profitieren lernen und sie als Antrieb für Innovation ansehen und einen gemeinsamen Weg gegen jegliche Art von Extremismus und Radikalismus gehen, müssen wir in regelmäßigen Zeitabständen erklären, dass wir selbst jegliche Art von Extremismus und Radikalismus verabscheuen und verurteilen.

Wir, die Grazer Muslime, sind aber auch müde es ständig nachweisen zu müssen, dass wir normale Menschen sind und dass Moscheen keine Kasernen sind usw.

Wir leben seit Jahrzehnten in dieser Stadt. Wir verbringen unsere Jugend hier. Wir lernen uns hier kennen und wir heiraten auch hier. Viele von uns haben ihre Ausbildung hier abgeschlossen. Einige von uns haben eigene Firmen gegründet. Wir ziehen unsere Kinder hier groß. Und wir möchten auch hier in dieser Stadt unseren Glauben – wie alle anderen Menschen – normal ausüben und anderen Mitbürgern davon erzählen können.

Falls weitere Fragen oder irgendwelche Zweifel an unseren Moschee-Bau Plänen vorhanden sind, so sind wir wieder natürlich jederzeit bereit, ein persönliches Treffen zu organisieren. Wir haben auch auf eigene Initiative vor dem Projektstart Herrn Mag. Gaisch besucht, und es hat uns sehr gefreut, dass wir so offen gesprochen haben und dass wir damals gemeinsam viele positive Aspekte entdeckt haben. Herr Mag. Gaisch hat uns auch schriftlich mitgeteilt, dass das Gespräch sehr informativ war und auch er davon überzeugt ist, dass ein Dialog der richtige Weg ist, um eine gute Lösung für alle Betroffenen zu erarbeiten.

Wir haben Ihn auch zum „Tag der offenen Türen“ eingeladen, bei dem auch über die Finanzierung der Moschee gesprochen wurde, aber er hat uns leider nie besucht, oder den weiteren Dialog mit uns gesucht, um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen.

Wir haben auch Broschüren mit unseren Zielen an den Polizedirektor geschickt, sowie weitere Informationen wie unsere Internetseite www.islamgraz.org zur Verfügung gestellt. Leider hat sich Herr Mag. Gaisch nie bei uns gemeldet.

Wir hoffen, dass in der Zukunft solche Missverständnisse (wir hoffen, dass dieses Gespräch so etwas war!) und schlechte und gefährliche Formulierungen von Personen in solchen Positionen vermieden werden!

Mit freundlichen Grüßen,

Mag. Mahdi Mekić

Einer der vielen Grazer Muslime, und Obmann des Vereines, welcher das Projekt der ersten steierischen Moschee realisiert.

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