Buchpräsentation: „Reise nach Jerusalem“ – Ramazan Demir & Schlomo Hofmeister

Ein Imam und ein Rabbiner aus Wien tourten zusammen durch Istanbul, Israel und die Palästinensergebiete. Das Reiseziel der Freunde: den anderen danach besser zu verstehen

Einen Moment lang überkommen Ramazan Demir Zweifel. Vielleicht ist diese Reise doch keine so gute Idee gewesen. „Was mache ich hier?“, fragt sich der muslimische Vorbeter aus Wien. Es ist zwei Uhr früh, und er sitzt in voller Montur – im schwarzen Imam-Gewand und mit dem turbanähnlichen Sarik auf dem Kopf – in der kleinen, höhlenartigen Halle vor der Jerusalemer Klagemauer. Der Raum ist auch mitten in der Nacht gut gefüllt. Männer mit Kippas und schwarzen Hüten wippen im Rhythmus ihrer Gebete. Ramazan Demir spürt die Spiritualität an diesem Ort. Langsam aber fühlt er sich unwohl. Denn sein Freund, der Rabbiner, der ihn hierher mitgenommen hat, ist nicht bei ihm, steht vorn an der Mauer und rezitiert aus der Thora. Juden ringsum mustern den Imam, starren ihn an, gestikulieren. Auf ihren Gesichtern steht eine Frage geschrieben: „Was macht der Muslim hier?“ Ein Polizist steuert auf ihn zu. In Ramazan Demir steigt Angst auf. Doch dann kehrt sein jüdischer Freund zurück vom Gebet, beruhigt und erklärt alles.

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